Werte, Wandel, weise Worte: Die SHK Innung Karlsruhe – Bruchsal feiert ihr 125jähriges Jubiläum

Mit einem stimmungsvollen Gala-Abend im Lichthof der BGV feierte die SHK Innung Karlsruhe – Bruchsal am 22. Juli 2022 gleich in doppelter Hinsicht: ihr 125jähriges Bestehen und den renommierten SHK-Award, bei dem traditionell besondere Innungsmitglieder für ihre Verdienste geehrt werden. Der Abend unter dem Motto „SHK Reloaded - Wir leben den Wandel“ stand im Zeichen einer Neuorientierung und eines Resilienz-Tests für die Branche. Und mit der Benefizaktion „Eine Rose für den Frieden“ wurde auch an die ukrainischen Bürgerinnen und Bürger gedacht.

Dieser Abend hatte etwas von einem riesigen Familienfest: Rund 200 Gäste aus der Branche waren der Einladung der SHK Innung in den Lichthof des Badischen Gemeinde-Versicherungs-Verbands (BGV) in der Karlsruher Oststadt gefolgt. Nach rund drei Jahren der coronabedingten Pause –  und damit dem Wegfall der alljährlichen SHK-Awards  –  standen die Zeichen wieder auf unbeschwertes Feiern und einen regen Austausch.  „2019 haben wir das letzte Mal den Award feiern können“, erklärte SHK-Geschäftsführerin Claudia Zimmerling. „Im vergangenen Jahr wollten wir eigentlich unseren 125. Geburtstag entsprechend begehen, aber auch diese Planungen fielen der Pandemie zum Opfer. 2022 haben wir also doppelt Grund zu feiern und unser SHK-Award-Team – allen voran Carmen Arden-Dürr und Daniela Zöller – hat im Vorfeld intensiv daran gearbeitet diesen Abend unvergesslich zu machen“.

 

Gebe Spende, nehme Rose…

Dass er tatsächlich genau so, nämlich unvergesslich, werden würde, dafür sorgten die zahlreichen Festredner und auch die musikalischen Gäste. Neben dem bestens aufgelegten Entertainer Dario, der mit großen Repertoire und toller Stimme faszinierte, waren das vor allem die ukrainische Geigerin Olga Altukhova mit ihrer Tochter Olena am Klavier. Die Beiden begeisterten die Menschen im Saal mit formvollendeten Darbietungen jeglicher Stilrichtung. Aber sie sorgten auch für Momente der Ergriffenheit, als sie ein ukrainisches Volkslied intonierten und Olga Altukhova sich anschließend für die Benefiz-Aktion „Eine Rose für den Frieden“ bedankte: „Ich bin berührt zu erleben, dass die Situation und die Menschen in der Ukraine nicht vergessen werden.“

Frank Zöller und der stellvertretende Obermeister Yves Schmidt hatten bereits im Vorfeld die Spendenkasse gefüllt. Ein dickes Plus in Höhe von 1.500 Euro lieferten Marcus und Bernd Fuller, die Geschäftsführer der Firma Fuller: „Wir haben uns gedacht, dass wir für das Jubiläum unseres 150 jährigen Firmen-Bestehens noch eine Null hintendrauf packen und das monetarisieren“, lachten sie bei ihrer Dankesrede zum verdienten SHK-Award, um wenig später Rosen an einige Damen zu verschenken. 3.500 Euro kamen am Ende zusammen, die der Flüchtlingshilfe Karlsruhe für ihre Arbeit mit ukrainischen Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden wird.

Herausforderungen bedeuten auch Chancen

Doch es gab auch nachdenkliche Töne: „Die SHK Innung steht vor zahlreichen, nicht immer einfachen Aufgaben“, betonte der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup in seiner Begrüßungsrede. „Lieferengpässe und der eklatante Bedarf an Fachkräften machen es Ihrem Handwerk schwer“, konstatierte er und ergänzte: „Darin liegen aber auch besondere Chancen. Das Thema Klimawandel wird uns in den kommenden Jahren stark beschäftigen und das SHK-Handwerk kann dem mit seinen Leistungen entsprechend begegnen.“

Die Innung gehe mit zahlreichen Projekten zur Gewinnung und Förderung des Handwerkernachwuchses beispielhaft voran. Mit Blick auf den – Zitat: „Kulturfehler in unserer Gesellschaft das Studium zu forcieren“, sei es wichtig sich an dem Begabungsprofil junger Menschen zu orientieren und für das Handwerk zu gewinnen. „Wenn wir das nicht schaffen, dann werden wir unseren Lebensstandard nicht halten können, weil es dann ein Handwerk, wie wir es brauchen, nicht mehr geben wird“, mahnte Mentrup eindringlich. Er sehe die SHK Innung als modern und innovativ aufgestellten Wirtschaftsverband jedoch bestens vorbereitet. „Das beweist schon das wirklich zutreffende Motto ‚SHK Reloaded. Wir leben den Wandel‘“, meinte Dr. Frank Mentrup.

 

Deutschlandweit fehlen bis zu 70.000 Fachkräfte

Auch der Obermeister der SHK Innung Karlsruhe – Bruchsal, Frank Zöller, betonte, wie wichtig es sei den drängenden Fragen der Zeit mit den richtigen Konzepten zu begegnen. „In Deutschland fehlen in unserem Handwerk 60.000 bis 70.000 Fachkräfte, um die Energiewende, den Klimaschutz und die Modernisierung von Gebäuden zu meistern“ erklärte er in seiner Festrede. Der Fachkräftemangel sei eine Folge gescheiterter Familien- und Bildungspolitik. „Wir benötigen mehr Investitionen in die duale Ausbildung und den Willen politischer Akteure unserem Handwerk Raum für eine größere Sichtbarkeit zu geben.“

Zöller sieht aber auch die Innung in der Pflicht, um aktiv gegen die Probleme anzugehen. Der Obermeister erwartet zwar in nicht allzu ferner Zukunft einen Aufwärtstrend, in den kommenden Jahren stehe allerdings ein Resilienz-Test für die Branche an. Mit Blick auf die Fridays-for-future-Generation appellierte er an das Fachpublikum: „Die Energie, die diese jungen Menschen berechtigterweise aufbringen, können wir für unser Ziel der Wärmewende nutzen.“

Richtige Antworten auf Zukunftsfragen

Sich mit wichtigen Zukunftsthemen zu befassen, betrachtet auch Carsten Buderer von der Handwerkskammer Karlsruhe als originäre Aufgabe der Handwerksorganisationen: „Sie stellen für Ihre Mitgliedsbetriebe die Weichen der Zukunft und Handwerk ist ein zentrales Element der Zukunft“, resümierte der Leiter des Geschäftsbereichs Recht/ Berufsbildung bei der Kammer. 

 

„Zukunft ist kein Schicksal, die Welt kann verändert werden und gerade von den kleinen und mittelständischen Unternehmen gehen hier sehr viele Impulse aus.“ Auch er sieht die SHK Innung Karlsruhe – Bruchsal in diesem Fall sehr gut gerüstet.  Ebenso wie Bernd Simon, stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes SHK: „Mit ihrer Arbeit geben Sie die richtigen Antworten auf die Fragen, die uns jetzt und in Zukunft bewegen. Ob Klimawandel, Digitalisierung im Handwerk oder den Bedarf an Fachkräften für ein lebenswertes Morgen.“ Zudem sei die Innung als Katalysator zwischen Tradition und Moderne im Handwerk bestens aufgestellt.

120 Euro Stundenlohn – eine Utopie?

 

Unangenehme Wahrheiten in amüsante Szenarien zu verpacken – das ist ein Spezialität von Hans-Arno Kloep, Chef der SHK-Unternehmensberatung ‚Querschiesser‘. „Wenn er schießt, dann trifft er auch“, stellte Claudia Zimmerling bei ihrer Ankündigung fest.

Und der Branchenexperte enttäuschte nicht: „In zehn Jahren sitzen überall in Deutschland frustrierte Akademiker-Ehepaare in kalten Wohnungen mit hässlichen Bädern und warten auf einen 70jährigen Handwerker, der 120€ Stundenlohn verlangen wird“, konstatierte er in seinem launig gehaltenen Festvortrag. Der altbekannte Spruch, wonach Handwerk goldenen Boden habe, gelte noch immer. Wenn auch unter anderen Vorzeichen: „Wir können uns der künstlichen Intelligenz und den damit einhergehenden Prozessen nicht verweigern“, gab er zu bedenken. „Digitalisierung bedeutet Zukunftsfähigkeit“. Und mit Blick auf die Berufswahl junger Menschen betonte er: „Der SHK-Beruf ist einer der sichersten der nächsten 25 Jahre, die Handwerker können sich vor dem Hintergrund der anstehenden Energiewende mit Aufträgen regelrecht einreiben.“

 

Zwei 150er und ein fulminanter Junggeselle

 

Zum Blick in die Zukunft gehört aber auch ein großes Stück Handwerksgeschichte. Die SHK- Innung Karlsruhe – Bruchsal, 1896 als Interessengemeinschaft des ‚Blechner- und Installateurhandwerks‘ gegründet, hat heute Mitgliedsbetriebe, die um einiges älter sind als die Innung selbst. Neben der Firma Fuller GmbH aus Karlsruhe ist das auch Herrmann Haustechnik GmbH aus Durlach, die 2022 ihr 150jähriges Jubiläum feiern.

Insgesamt wurden acht Innungsbetriebe für jahrzehntelanges Bestehen geehrt. Ebenfalls ausgezeichnet wurde 55 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für ihre Betriebszugehörigkeit. Als bester Junggeselle des Jahrgangs 2022 wurde Philipp Reineck aus Karlsdorf-Neuthard geehrt. Er brachte eine Abschlussnote von 1,7 mit nach Hause. Eine Sonderurkunde erhielt Roland Zenkner für seine wahrhaft „Meister“-hafte Leistung: Er arbeitet seit 66 Jahren im eigenen Betrieb.

Je später der Abend…

Wie wichtig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Betriebe und deren Zukunft sind, betonte der stellvertretende Obermeister der SHK Innung, Yves Schmidt, in seiner Videobotschaft: „Ihr helft uns nicht nur jeden Tag die normalen Arbeiten durchzuführen, ihr helft uns auch den Klimaschutz und den Energiewandel zu leben. Und dafür sagen wir Danke und sind voller Respekt, dass Ihr so lange in unseren Betrieben seid.“

Charmant und gewohnt kenntnisreich führte SHK-Geschäftsführerin Claudia Zimmerling zusammen mit Obermeister Frank Zöller durch den Abend, der spät (oder auch früh – je nach Sichtweise) endete. Bis kurz nach zwei Uhr wurde getanzt, gelacht und ein ganz besonderer Abend ausgiebig gefeiert…

 

 

Die Betriebsehrungen im Einzelnen:

25 Jahre: m+m sanitärinstallation GmbH, Oberhausen-Rheinhausen;

40 Jahre: J&W Haustechnik GmbH, Ettlingen;

50 Jahre: Polzer GmbH, Karlsruhe;

60 Jahre: Reineck GmbH, Karlsdorf-Neuthard;

75 Jahre: Schuhmacher GmbH, Waghäusel;

90 Jahre: Zenkner GmbH & Co. KG, Karlsruhe;

150 Jahre: Fuller GmbH, Karlsruhe;

                 Hermann Haustechnik GmbH, Durlach.